Musical
Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin
Premiere am 14.02.2020
Theater Bremerhaven
Premiere 30.10.2021
Pressestimmen
Umjubelt feierte das Musical „Chess“ Premiere in Schwerin.
Jeder Platz im Großen Saal war besetzt, die Spannung groß, die Erwartungshaltung aber auch. Das Musical „Chess“, komponiert von den Schweden Benny Andersson und Björn Ulvaeus, hatte Schweriner Premiere.
Und es war in seiner Art vielleicht beispiellos, was im ehrwürdigen Schweriner Staatstheater geschah. Das eine: Auf der Bühne (Regie Andreas Gergen) ein fast atemlos inszeniertes Spektakel, ein sich selbst überschlagender Furor der Bilder (Bühnenbild und Video Momme Hinrichs, fettFilm), immer wieder ein Schnitt, eine neue Einstellung und wieder eine bewunderungswürdige neue Fülle von Bildsequenzen. Auch die materialen Anteile des Bühnenbilds waren im Fluss, die Drehbühne, mächtig in Bewegung, setzte laufend neue Formen, neue Requisiten vor, fast unmerklich wurden multifunktionale graue Würfel zu wechselnden Formationen umgebaut. Dazu eine schnelle, die Rezitative rhythmisch hart anpeitschende Musik (musikalischer Leiter Michael Ellis Ingram). Atemlosigkeit also, Bildereloquenz ohne Pause. Das andere: Ein Premierenpublikum, nach jedem Song in absoluter Beifallslaune. Kaum war die Vorstellung zu Ende stand der ganze Saal, schrilles Johlen. Als die ersten gingen, waren die Standing Ovations der anderen immer noch nicht am Ende angekommen. Begeisterung pur.
Der Stoff des Musicals, zwei Schachweltmeisterschaften, die eine in Meran, die andere in Bangkok ausgetragen, scheint zunächst für eine theatralische Handlung denkbar ungeeignet, aber Autor Tim Rice interessierte sich für das politisierte Leistungsschach der Ära des kalten Kriegs nur insofern, als das große alte Spiel der vorausschauenden Taktik ein Umfeld weltpolitischer Taktik im Zeichen des Ost-West-Konklikts freigesetzt hatte. In Chess geht es um das Spektakel drumherum, um Zwischenmenschliches, missbraucht von der Politik, um Ränkespiele also, um Lügen und Liebe, vor den Kulissen folkloristischer Selbstdarstellung und allgegenwärtiger Presseschwärme.
Den Darstellern und der Technik forderte das rasende Spektakel höchste Präsenz ab. Regisseur Gergen aber wäre kaum einer der derzeit meistgefragten seiner Profession, hätte er nicht auch jene Augenblicke der Ruhe und seelischen Vertiefung in den Kontrast zur Hypermotorik der öffentlichen Ereignisse zu setzen gewusst. Selbstreflexion, innere Leere, scheiternde Liebe, die Tragik der menschlichen Tragödie unter der Dominanz des Politischen begegnen uns auch in einfachen, ergreifenden Bildern. Femke Soetenga als amerikanische Assistentin des US-Schachweltmeisters Frederick Trumper verliebt sich in den sowjetischen Kontrahenten Sergievsky, gespielt und gesungen von Marc Clear. Die beiden erfahrenen Musicaldarsteller sowie der junge Fabio Diso als narzisstischer, großmäuliger US-Schachstar überzeugten vollends in den tragenden Rollen. Das vielschichtige Spiel bedurfte aber auch einer adäquaten Ensembleleisung aller. Das öffentliche Gewühl in verständliche Bilder und Bewegungen umzusetzen war Sache des Regisseurs und der Ballettchoreographie (Till Nau). Ballett, Opernchor und Statisterie trugen das Musical maßgeblich auf sehr vielen Schultern. Und so glänzten in dieser Inszenierung, in der Maße und Gewichte so fein und stimmig verteilt waren, alle Kräfte der Schweriner Musiktheaterbühne gleichermaßen, die Musiker, die Darstellersänger, der Opernchor, das Ballett, die Statisterie.
(Die Schweriner Volkszeitung)
„Kampf der Systeme – Die Welt gleicht einem riesigen Schachbrett. Die Figuren wirken dabei winzig klein und sind dem Spiel der Supermächte hilflos ausgeliefert. Das Schach-Spektakel, von den Hit-Bengels von ABBA sowie dem Texter Tim Rice ersonnen, nimmt die Zuschauer im Großen Haus des Stadttheaters Bremerhaven mit auf eine Zeitreise. Während in den Soloparts immer wieder leise Töne aufschimmern, setzt die Inszenierung von Andreas Gergen insgesamt auf Überwältigung. Der Regisseur verwandelt das Ost-West-Stück in ein High-Tech-Spektakel. – Wahnsinn!“
(Nordsee Zeitung)
„Für einen rundum gelungenen Musical-Abend muss man nicht in Musical-Metropolen wie Hamburg oder Stuttgart reisen und als Normalverdiener länger sparen, um sich die dort oft unverschämt hohen Ticketpreise leisten zu können. Oft lohnt auch der Besuch eines kommunalfinanzierten Theaters um die Ecke. Ein gutes Beispiel dafür ist die aktuelle Produktion von „Chess“ am Stadttheater Bremerhaven, in der einfach alles stimmt: von der Inszenierung, über die Ausstattung bis hin zum Cast, in dem gute hauseigene Kräfte durch namhafte Musicaldarsteller ergänzt werden. (…) Da bedarf es schon eines guten Regisseurs, der das richtige Timing findet und die spannende Story stringent und ohne verwirrende inszenatorische Mätzchen erzählt. Diese hohe Kunst beherrscht Andreas Gergen zweifellos. Er schafft es, das Publikum bei hohem Erzähltempo und mit einer faszinierenden Personencharakterisierung und -führung zu fesseln. Die Massenszenen gleichen einem Blick in ein Wimmelbilderbuch, in denen alle Personen eine Funktion haben und nicht nur bloß herumstehen. (…) Auch wenn „Chess“ keine leicht verdauliche Musical-Kost bietet und vielleicht manchen Stamm-Abonnenten des Stadttheaters verstören wird, ist dem Stück eine erfolgreiche Spielserie zu wünschen. Diese Inszenierung hat es mehr als verdient!“
(musicalzentrale)